Tarifa

Für alle Tarifa-Fans und Kenner der Stadt brauche ich sicher nicht zu erwähnen, was für eine verrückte, oft exzentrische aber vor allem außergewöhnliche Lebensweise hier gelebt wird. Es herrscht einfach ein ausgelassenes, entspanntes Flair in diesem Ort, das man nur schwer in Worte fassen kann. Das Surfmekka ist seit vielen Jahren bekannter und beliebter Urlaubsort – anziehend für kurze und längere Stopps, Surfer und Nichtsurfer, sowie für viele Aussteiger, die sich in die turbulente Stadt verlieben. Wie in den meisten spanischen Städten ist es auch hier normal spät abends die Tische auf die Straßen zu stellen, zu trinken und zu essen, mitten im Gewühl von Touristen und Einheimischen. Hier ist jeden Tag Rummel, einen freien Abend scheint diese Stadt nicht zu kennen. Und weil man bei diesen vielen Eindrücken schonmal ganz wirr werden kann, habe ich Tarifa für euch in verschiedene Kategorien eingeteilt.

Kitesurfen

Von Punta Paloma, über Las Dunas, Valdevaqueros bis nach Los Lances und hin zum Balneario an der Landbrücke gehen die Strandabschnitte fließend ineinander über. Trotzdem können die Bedingungen recht unterschiedlich sein. Während in Valdevaqueros schon die Schirme vom Himmel fallen, kann man sie in Los Lances noch lange am Himmel sehen – und andersherum. Je nach dem, von woher der Wind kommt, sind manche Spots kaum zu fahren oder gerade noch eben. Die bekanntesten hier vorherrschenden Winde sind Poniente und Levante. Der eine ablandig, teils böig und sehr stark, der andere unvorhersehbar, auflandig, aber eher schwach und schnell einschlafend.

Möchte man trotz eines starken Levante-Tages aufs Wasser, muss man schon ein Stück Autofahrt in Kauf nehmen. Steigt man dann in Palmones oder Sotogrande aus, wundert man sich wie sehr sich bei der recht kurzen Fahrt, der Wind verändern kann. Aber auch diese Spots haben einiges zu bieten – die Details findet ihr in den einzelnen Spotbeschreibungen:

Las Dunas

Die ersten beiden Tage haben wir noch auf einem der zahlreichen Campingplätze verbracht. Ein Stück weit vom  Strand weg, aber noch prima zu Fuß zu erreichen liegt La Paloma, ein recht großer, aber sehr schöner Campingplatz, auf dem man den Trubel von Tarifa noch nicht spüren kann. Erreicht man den weitläufigen Strand, sieht es allerdings gleich etwas anders aus, vor allem in den Sommermonaten, denn anders als im Kittführer beschrieben, ist das Kitesurfen inzwischen auch dann erlaubt.

Am Strand von Las Dunas gibt es einen kostenlosen Parkplatz. Natürlich sollte man in der Hauptsaison früh genug da sein, sonst ist alles voll. Der Wind ist meist ab Mittag stark genug zum Fahren, auch viele Windsurfer sind hier unterwegs. Die Kiteschulen haben einen Teil des Strandes abgesteckt, trotzdem legen sich viele Badegäste auch in diesen Bereich, weshalb es des öfteren zu Auseinandersetzungen kommt. Gegenseitige Rücksichtnahme ist leider selten der Fall gewesen. Weshalb wir uns an den anderen Tagen lieber in Los Lances niedergelassen haben.

Wellen gibt es hier kaum, kleinere brechen direkt am Strand. Der Einstieg ist durch die Badegäste und vielen Windsurfschüler ein wenig anstrengend, aber draußen verteilt sich alles sehr gut. Oft hat man hier selbst bei starkem Levante noch gute Chancen auf gemäßigte Bedingungen. Außerdem gibt es eine sehr nette Beachbar: Volare – es gibt Snacks, Cocktails, Bier und einen grandiosen Blick über den Strand und auf Marokko.

Valdevaqueros und Ion Club

Hier ist das Motto: Sehen und Gesehen werden. Wer es etwas künstlicher mag, legt sich auf die Liegewiese am Ion Club, der am Rand des Strandes eine kleine Oase errichtet hat. Massage, Shops, Leihmaterial, Restaurant und Terrassen soweit das Auge reicht. Hier gibt es einen winzig kleinen Parkplatz, der mit 5 Euro auch kostenpflichtig ist.

Der Strand und die Bedingungen sind annähernd die Gleichen, wie in Las Dunas. Im Hochsommer ist es hier allerdings noch etwas voller. Im Kiteführer steht: „Wenn bei Levante niemand auf dem Wasser ist, solltest du nicht den Anfang machen“. Deshalb haben wir es uns bei knapp 34 Knoten im Ion Club gemütlich gemacht und die Show der Locals genossen, die mit diesen Bedingungen immer noch zaubern können.

An den Tagen die es windmäßig zuließen auch für Touristen und Schüler aufs Wasser zu gehen, war es so brechend voll, dass man kaum selbst zum Aufbauen kam. Ständig wollte jemand gestartet oder gelandet werden. Die Leinen wurden übereinander gelegt, kaum einer knüpft ab oder baut seine Schirme bei längerem Strandaufenthalt ab. Es ist ein heiden Durcheinander – und auf dem Wasser wird es kaum besser. Entweder ihr habt starke Nerven, oder sucht euch einen Ausweichspot.

Los Lances

An diesem Strandabschnitt gibt es wieder einen kostenlosen Parkplatz, der bei früher Ankunft Platz genug bietet. An guten Windtagen ist es hier ähnlich voll wie in Las Dunas – ich hatte allerdings den Eindruck, dass es sich hier besser verteilt. Außerdem herrscht in Los Lances eine bessere Stimmung zwischen Strandbesuchern und Kitesurfern. Wenn wir direkt in Tarifa kiten wollten, sind wir am liebsten hier her gefahren.

Der Strandabschnitt Los Lances ist in zwei Bereiche eingeteilt: Kiteschulen und andere Surfer. Das regelt den Verkehr auf dem Wasser einfach gut und man fühlt sich sowohl als Schüler, als auch als fortgeschrittener Kiter oder Windsurfer sicher. Der Wind kommt hier meist etwas stärker an, als in Las Dunas, weshalb man abends oft noch Schirme am Himmel sehen kann, während in Las Dunas schon abgebaut wird. Bei starkem Levante wird es allerdings fast überall ungemütlich.

Auch hier gibt es eine nette Beachbar: Agua – mit allem was man über den Tag hinweg benötigt: Snacks, Getränke und bei großem Hunger auch ein sehr beliebtes Barbecue, mit verschiedenen Fleischsorten frisch und lecker zubereitet. Wenn ihr zwischen den einzelnen Sessions mal etwas Schatten braucht, gibt es hier genug Sitzmöglichkeiten um sich kurz auszuruhen.

Palmones

Wenn der Levante zu sehr bläst, verschlägt es viele weiter nach Palmones. Dazu sollte man allerdings wissen, das Kitesurfen und Windsurfen hier eigentlich verboten sind und nur geduldet wird, wenn man sein Material mit auf die kleine Insel nimmt, die sich bei zunehmendem Wasser nahe des Naturschutzgebietes bildet. Der linke Abschnitt des Strandes ist dann den Badegästen vorbehalten, während sich der Kanal zwischen der Insel und dem Strand perfekt zum Kiten anbietet. Innerhalb des Schwemmgebietes ist das Wasser glatt und teilweise sogar stehtief. Während draußen auf dem Meer rauere Bedingungen herrschen. Es ist wabbelig und die Hafenkulisse beeindruckend. Es fahren tagsüber ständig Containerschiffe ein und aus, was auch zur Folge hat, das es sowohl nach Benzin riecht, als auch die Wasserqualität gewöhnungsbedürftig ist.

Trotzdem hat dieser Spot eine besondere Atmosphäre und kann an den Starkwindtagen absolut punkten. Zur Zeit arbeitet man auch an einer Genehmigung, den Spot auch offiziell auszuweisen. An der Flussmündung befinden sich ein gutes Restaurant – probiert hier unbedingt die Calamaris, die sind ein echter Leckerbissen! Von hier aus kann man dann ungestört und im Schatten die Kiter beobachten, fachsimpeln und sich noch den ein oder anderen Trick abgucken.

Sotogrande

Noch ein gutes Stück weiter als Palmones, liegt Sotogrande. Fährt man hier in die Stadt ein, glaubt man erst einmal nicht, dass man hier als Surfer erwünscht ist. Viele Schranken, moderne Villen, Yachthafen, Begrünte Inseln und dicke Autos erwecken den Eindruck, als sei man ein Eindringling in eine Welt der Reichen und Schönen. Hat man sich aber hindurch getraut, kommt man an einen kleinen geschützten Sandstrand, der vor allem den Kitesurf-Könnern gefallen wird. Links befindet sich die Yachthafeneinfahrt mit Steinmole, daran schließt sich ein Sandstrand an, den man übers Wasser bis zu einer kleinen Flachwasserbucht verfolgen kann. Einziger Wermutstropfen ist der kleine Einstiegsbereich, direkt an der Hafenmündung – um die Badegäste am Strand nicht zu stören. Da der Wind bei Levante über die Steinmole kommt und teilweise verwirbelt wird oder wegbringt, ist es nicht so einfach hier vernünftig rauszukommen. Auch beim Starten und Landen des Kites ist diese Verwurzelung Grund für fallende Schirme.

Hat man es aber erst einmal hinaus geschafft, lohnt sich der Spot. Der Wind wird auf dem Wasser noch etwas stärker und man kann zischen kraftvollen Wellen und Flachwasser hin- und hercruisen. Vorsicht ist natürlich an der Hafeneinfahrt geboten, da Boote und Katamarane einfahren. Die Einfahrt zur Flachwasserbucht auf der rechten Seite ist je nach Tidenstand breiter oder enger – auch hier solltet ihr vorausschauend fahren.

Nachtleben – Bars

Was soll ich sagen: Tarifa schläft nie – oder zumindest erst in den frühen Morgenstunden. Unser Appartement befand sich am Hafen, am Rande der Altstadt. Von hier aus erreicht man alle Bars, Restaurants und Shops zu Fuß. Natürlich haben wir so viele Bars und Restaurants getestet, wie wir konnten – aber unsere liebste Cocktailbar war ganz klar das Cuchitril (Übersetzt übrigens „Bruchbude“), das ihr direkt neben der Diskothek „La Ruina“ finden könnt. Super klein und schnuckelig, nur mit dem Wesentlichen ausgestattet: Alles was zum Mixen richtig guter Cocktails gehört! Die Mojitos sind der Knaller – und die beiden Mädels die das Cuchitril schmeissen ebenfalls. Ihr solltet hier unbedingt vorbei schauen, sie probieren nämlich auch gerne mal was Neues und ungewöhnliches aus – taste it! Wenn ihr abends durch die Straßen lauft, findet ihr an jeder Ecke eine Fülle von Bars, das ihr euch gar nicht entscheiden könnt, wo es zuerst hingehen soll. Da die Spanier sehr spät zu Abend essen, ist die Happy Hour zu einer für uns echt guten Zeit: 20 – 23 Uhr.


Nachtleben – Diskotheken

Um drei Uhr nachts machen die Bars dann zu und überlassen das Publikum den Diskotheken. Vorher lohnt es sich auch überhaupt nicht sich in die Tanzclubs zu begeben! Die drei großen Clubs hier, sind das Café del Mar, La Ruina und das Mombasa.

Cafe del Mar

Ein wenig außerhalb gelegen, im Industriegebiet La Vega, bietet das Café del Mar Party auf gleich 3 Ebenen. Ein Restaurant im Erdgeschoss, eine Dichterasse und eine Bar mit Tanzfläche in der Mitte – alles was man für eine durchsuchte Nacht braucht.

La Ruina

Mitten drin, statt nur dabei – das La Ruine befindet sich mitten in der historischen Altstadt. Die absolute Kult-Disko solltet ihr bei eurem Besuch in Tarifa nicht verpassen, wenn ihr auf Elektro-Musik steht. Inzwischen wurde die einst heruntergekommene Ruine ohne Dach richtig modern hergerichtet, versprüht aber immer noch ihren alten Charme.

Mombasa

Hier gehen vor allem die jüngeren Spanier gerne hin. Auch das Mombasa ist in der Altstadt und somit von allen Bars her gut zu erreichen. Vor allem in den frühen Morgenstunden geht es hier noch richtig ab – die Tanzfläche ist riesig und es gibt mehrere Tresen mit Mitarbeitern, die sich um eure Getränke kümmern. Vor allem gibt es House und Techno auf der Playlist, wir haben aber gehört, dass auch oft Gast-DJs auflegen, die mal was Neues probieren.


Essen und Trinken

Genauso viele Bars wie es in Tarifa gibt, gibt es auch Restaurants – die Entscheidung fällt da nicht leicht. Ob Tapas, Fischgerichte, oder Burger und Pizza. Ihr werdet hier überall fündig.

Vegetarisch gefällig?

Am ersten Abend waren wir in einem vegetarischen Restaurant, das nicht nur sehr hübsch eingerichtet war, sondern auch eine ausgefallene Speisekarte hatte – Tarifa Eco Center. Es gab rote Beete- und Erdbeer-Gaspacho, überbackene Süßkartoffeln und vegetarische Burger, mit Avocado oder Aubergine. Dazu spielte eine Jazzband mit einem tollen Sänger – und das alles in einem mit Girlanden und kleinen Bäumchen gesäumten Innenhof, ohne den Trubel der Straßen.

Ninén – Pizzeria

Geblendet von der tollen Einrichtung im Vintage-Stil, haben wir an einem Pizza-hungrigen Tag im NXXX Platz genommen und wurden leider enttäuscht. Die Pizza war mehr ein Flammkuchen und hatte wenig Geschmack. Am Nachbartisch gab es Burger – die hingegen ziemlich lecker aussahen. Falls ihr also mal hier vorbei kommt, testet den Burger für mich und sagt bescheid, wie er geschmeckt hat!

Fischgerichte – in kleinen Portionen

Wer Seafood mag wird in Tarifa ebenfalls schnell satt: Wir hatten uns hierfür „La Pescaderia“ ausgesucht, das mit Blick auf die Promenade auch noch ein wenig Unterhaltung beim Essen bieten konnte. Ein schönes Restaurant mit Terrasse, genug Platz, gemütlichen Stühlen und vielfältiger Speisekarte. Die Portionen sind allerdings recht klein, ihr solltet also unbedingt auch Vor- und Nachspeise mit einplanen!


Sightseeing

Hafen und Altstadt

Wer geschichtlich interessiert ist, erfreut sich sicherlich an der alten Festung zwischen Hafen und Altstadt. Die mehr als gut erhaltene Burg Castillo de Guzman schließt sich an weitere Sehenswürdigkeiten an: Der Bueno-Tower aus dem 13. Jahrhundert und die Kirche der heiligen Maria befinden sich gleich nebenan.

Die Festung wurde zum Schutz vor Überfällen errichtet, sowie der Kontrolle der bekannten Meerenge, der Straße von Gibraltar, die zu der Zeit oft von Piraten heimgesucht wurde.

Der gesamte Altstadtkern Tarifas wurde aufgrund seiner mittelalterlichen Mauern zum geschützten Kulturgut erklärt – ihr wandelt hier also unumgehbar auf Geschichte!

Landsteg und  Balneario

Die Punta da Tarifa, die den südlichsten Punkt europäischen Festlands markiert, ist nur etwa 14 km von Marokko – und somit von Afrika entfernt. Eine perfekte Möglichkeit also, einen Kurztrip nach Afrika zu wagen, vor allem mit den Hochgeschwindigkeits-Katamarenen geht das super schnell. Verbunden ist die Insel durch einen Landsteg, der vor allem bei Kitern durch Ruben Lenten bekannt ist, der einmal mit der Unterstützung des Levante, vom Mittelmeer in den Atlantik gesprungen ist. Rechts von der Brücke befindet sich ebenfalls ein beliebter Kite- und Badestrände – der Balneario, also Stadtstrand, mit dem bekannten Windzeiger in Fischform. Kiten ist im Sommer verboten, wird aber am Abend, nachdem die Badegäste verschwunden sind ab acht Uhr geduldet – und ist vorallem was für Locals und Pro's.

Düne Punta Paloma

Am nördlichen Ende der Strandabschnitte liegt die riesige Düne Punta Paloma, die sich vor allem wegen der tollen Aussicht über die Strände Tarifas lohnt. Mit dem Auto durchschlängelt man einen engen Weg hinaus, der an manchen Stellen vom Sand fast komplett bedeckt ist. Mit Baggern versucht man täglich den Sandmassen entgegen wirken – was die Fahrt zu einem surrealen Ereignis macht. Am unteren Ende der Düne gibt es auch eine kitebare Bucht, die wir aber während unserer Zeit hier nicht getestet haben. Der Auf- und Abstieg von einem Kilometer durch den Sand, hat uns ein wenig abgehalten…

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